Zuger Bruderschaften - Dr. phil. Ernst Guggisberg
Impressionen > 2024
Der Zunftmeister begrüsst in festlicher Stimmung in der Rhyschüür
Hans W. Schmid - Doyen unserer Zunft hat den Referenten zu uns gebracht und stellt ihn vor
Dr. phil. Ernst Guggisberg Zuger Staatsarchivar, unser heutiger Gast und Referent
Bild 1: die Stadt Zug Mitte des 16. Jhr.
Begonnen hat die Zeit der Bruderschaften und Zünfte wie in anderen Kantonen im 13. Jahrhundert. Die Ziele und Regeln waren es ebenfalls. Auflösungen in der Helvetik und Wiedergeburten mit vorwiegend Gewerblichen Themen folgten in der Restauration um 1815. Die Gründung von Zug, Ende des 13.Jhdts. als Verwaltungseinheit wurde von den Habsburgern in die Landesverwaltung der Österreichischen Vorlande integriert. Bild 1: die Stadt Zug Mitte des 16. Jhr. Die Stadt, direkt am See gelegen, hatte immer wieder mit den Gewalten des Wassers zu kämpfen. Beim Ufereinbruch vom 4. März 1435 versank die seeseitige Gasse im See. Vielleicht ein Fünftel der Einwohner kam uns Leben Zwischen 1478 und 1528 wurde eine neue Ringmauer mit sechs Rund- und drei Tortürmen erbaut. Unter dem Titel „Tanzende Bierkrüge“ tauchen wir in die alte Zeit ein.
Aus dem Zuger Zunftwesen:
Gegen die Niederlassung und damit die Konkurrenz von fremden Handwerkern, besonders aber um den guten Ruf der Einheimischen zu sichern bildeten sich die Zünfte (Bild 2, Entstehung und Auflösung der Zuger-Zünfte) In den Protokollen der Bürgergemeinde Zug sind für das 17. Jhr. diverse Einträge vorhanden, die fremden Händlern und Nicht-Bürgern den Marktzugang verweigern, oder Scheltungen betreffend Nicht-Einhaltung von Preisabsprachen, „Rufmord“ eines Berufsstandes oder Anstellung von nicht oder nur schlecht ausgebildeten Gesellen enthalten.
Der definitive Todesstoss für die bisherige Funktion der Zünfte erfolgte ab dem 19. Jahrhundert durch die Schaffung von neuen Verkehrswegen (Eisenbahn!) und damit mit der Konkurrenzierung gewerblich-industrieller Konkurrenzprodukte und weil die Zunftherren damit auch Sinn und Zweck der Zunft in Frage stellten. Übrig blieb den Zünften die Pflege von Gleichgesinnten, Kameradschaft und Geselligkeit und Pflege des Traditionsbewusstsein.
Und weil die Zuger-Zünfte keinen politischen Einfluss hatten (wie z. B. in Zürich, Basel, Bern) trugen – und tragen sie auch weiterhin zur Geselligkeit und zum Zusammenhalt in der Stadt bei. An der Zuger Fasnacht sind sie ab dem 19. Jhr. schlicht nicht mehr wegzudenken.
Besondere Auftritte der Zünfte:
Das Jahr 1903 stand unter dem Fasnachtsmotto „Das Fischerleben am Zugersee“ (Bild 4). Besonders die begehrten und immer seltener werdenden Zugerrötel wurden gebührend gefeiert.
Legendär bleibt die „Nordpolfahrt der Schreinerzunft 1911“ (Bild 5)
Die stark angezweifelte Behauptung des US-amerikanischen Arztes Frederick Cook (1865 – 1940) gab ausgiebig Gelegenheit für utopische Expeditionen. Und dann noch die Gründung der Vereinigten Staaten von Europa 1930. (Bild 6)
Anlass dazu gab u. a. der zwischen 1929 und 1936 in Genf errichtete Völkerbunds-Palast.
Heute noch praktizierte Attraktivitäten sind das stadtzugerische Chlaustreffen der noch fünf Zünfte, der Greth-Schell-Brauch, das Stadtoriginal Margaretha Schell (1672- 1740), eine energische und eigenwillige Lehrerin und resolute Ehefrau, welche ihren betrunkenen Mann im Wirtshaus abholt, ihn in einen Tragkorb verfrachtet und so nach Hause bringt.
Dann das Bäckermöhli, bei dem die Bäcker-Zünfter vom Balkon des Hotels Ochsen und des Restaurants Aklin Brötchen, Guetsli und Orangen von den Balkonen in die Menschenmenge werfen.
Danke Ernst Guggisberg und Hans Schmid für einen bereichernden und zünftig-fröhlichen Abend!
Diessenhofen den 11. Dezember 2024 Hermann Sieber Zunftschreiber
Bild 1: die Stadt Zug Mitte des 16. Jhr.
Bild 2, Entstehung und Auflösung der Zuger-Zünfte
Bild 4: Das Fischerleben am Zugersee.
Bild 5: Die Nordpolfahrt der Schreinerzunft, 1911
Bild 6 Aufruf zur Gründung der Vereinigten Staaten von Europa „U.S.E“ 1930