Zunfthäuser - Zunft zum Grimmen Löwen, Diessenhofen

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Zunfthäuser

Zunftgeschichte

Aus den Zunftakten ist zwar über die ersten drei Jahrhunderte des Bestehens eines Zunfthauses nichts zu erfahren: denn bis zum Jahre 1723 sind sämtliche Urkunden und Protokolle der Zunft, diejenige von 1632 ausgenommen, verlorengegangen. Dagegen muss im Stadtbuch und in den Bürgerrodeln die "Zunft zum grimmen Löwen" mehrfach genannt worden sein. Heinrich Waldvogel berichtet, dass sich das Haus der Löwenzunft an der untern Schmiedgasse, früher Rats- oder Rossysengass, befunden habe. Die Herrenstube hatte ihren Sitz im Rehbock, Schmiedgasse 5. Schon 1506 wird der "Low", 1512 die "Löwenstube" erwähnt. Auch in alten Kaufrodeln ist in Verbindung mit der näheren Ortsbezeichnung für andere Häuser 1525 von einer "Löwenstuben", 1592 von einem "Leuenhof" die Rede. Die Grimmen Löwen besassen dann ein 1632 erbautes Zunfthaus den Leuenhof und fühlten sich darin vögeliwohl. Weniger glücklich waren sie über die zunehmend häufiger nötigen Renovationen. Als die evangelische Schule 1830 den Leuenhof kaufen wollte um an seiner Stelle ein neues Schulhauses zu bauen, entschied sich die Zunft ganz knapp für den Verkauf. Die Suche nach einem neuen Zunfthaus intra muros verlief vorerst ergebnislos.  Die Zunft wagte später dann den Sprung über die Stadtmauern und baute ein stattliches Gebäude von 15.6 x 10.8 m, das Casino.

Casino

Der Schriftzug blieb dank einem aufmerksamen Mitbürger, der ihn zum Glück aus
dem Alteisen rettete, bis in die heutige Zeit erhalten. Sein Sohn Antonio Palmi-
sano wurde 2013 Zunftmitglied.                           Bilder: Antonio Palmisano

Das Casino ehemaliges Zunfthaus             

Im Jahr 1833 hatte eine Kommission den Auftrag die Frage eines eigenen Zunfthauses abzuklären. Anfänglich wurde an den Ankauf des Hauses zum "Wildmann" (Bis etwa 1960 Schmied Stähle, unterdessen zu einem stattlichen Wohnhaus renoviert, an der Ecke Hauptstrasse / Schaffhauserstrasse zur südlichen Kirchgasse gelegen) gedacht, in welchem damals eine Wirtschaft betrieben wurde, und ein Kostenüberschlag aufgestellt. Doch wurde in einer Abstimmung unterm 2. April 1837 ein Ankauf des heute "Zum Wilden Mann" genannten Hauses abgelehnt und einem Neubau der Vorzug gegeben. Gleichzeitig ergab eine Umfrage unter den Zunftmitgliedern, dass sie zu freiwilligen Beiträgen von insgesamt 782 Gulden 54 Kreuzern bereit seien. Mehrere Mitglieder erklärten, wenn sich die Gesellschaft wirklich für die Neubaute aussprechen werde, gern mehr zu leisten. Am 13. September beschloss die Zunft mit 19 von 26 Stimmen, ein neues Zunfthaus bauen zu lassen, und beauftragte die Kommission, sich nach einem schicklichen Platz umzusehen. Schon am 1. Oktober wurde der Ankauf der Pünt von Witwe Küchli nördlich des äusseren Stadtgrabens zu 20 Louisdor per Vierling mit 20 von 22 Stimmen beschlossen. In der Folge kamen noch einige kleinere Grundstücke dazu. Zwei Architekten, beide Mitglieder der Zunft, übernahmen den Bauakkord für ein Gebäude von 52 Fuss Länge und 36 Fuss Tiefe, den Schlüssel in die Hand, für 6400 Gulden. Und so entstand denn das neue Zunfthaus, das heutige Casino. Im Juni 1839 war der Bau beendet, und es wurde abermals eine Kommission gewählt, die den Bau zu begutachten hatte. Diese nachträglich eingesetzte Baukommission fand an der Baute verschiedenes auszusetzen. Sowohl in den Wohn- als auch in den Gesellschaftsräumen hatten die Handwerker offenbar zu "vörteln" versucht. So fand man das Postament der Kellertreppe zu leicht unterbaut, das Getäfer in einem Teil der untern Zimmer schief, den Anstrich der Fensterrahmen nur einmalig, die glatten Fensterläden sehr leicht gearbeitet und so weiter. Des Weiteren wurde bemängelt, dass die zum Saal hinaufführende Treppe zwar gut gearbeitet sei, doch sei es gegen den Akkord, dass der Austritt der Treppe unmittelbar vor der Saaltüre ende. Auch wurde beanstandet, dass sich die Kellertür in den  Hausgang öffne, so dass der Gast beim Eintritt in den Hausgang gegen die Türe stosse, wenn sie geöffnet sei.
Die Architekten nahmen die Mängelrügen entgegen und versprachen Abhilfe, soweit dies möglich sei. Bezüglich der Treppe machten sie geltend, dass diese zu steil geworden wäre, wenn man den Austritt oben mehr zurückgenommen hätte. Die Versammlung nahm hierauf die Abänderungsversprechen und Ausflüchte der Architekten an, nur wegen der Treppe, so heisst es im Bericht des Chronisten, erhob sich eine lange, stürmische und unangenehme Diskussion. Schliesslich wurde mit 20 von 25 Stimmen beschlossen, die Treppe stehen zu lassen, so wie sie heute noch steht. Der die Kellertüre betreffende Punkt blieb unerörtert. Der Bau wurde hierauf als akkordgemäss abgenommen.
Am 9. Juni 1839 wurde die letzte Versammlung in der "Krone" abgehalten und am 13. Juni das neue Zunfthaus bezogen. Beide Anlässe wurden mit einem Nachtessen gefeiert. Die Zunft verkaufte das Zunfthaus im Jahr 1947 (Monatsversammlung vom 5. Januar) an die Brunner AG. Ernst Brunner (nicht aus der Linie Brunner der Apotheker- und Ärztefamilien), ein sehr aktiver Unternehmer, kaufte vor oder anfangs des Krieges das Möbelgeschäft Guggenheim. Den Guggenheims, ehemaligen Gailinger Juden, gehörte die grosse Liegenschaft östlich der Fortuna nordseitig des Bahnhofes. Das grosse Geschäft machte Brunner mit Vorsparverträgen. Er beschäftigte über zwanzig Reisende, die hauptsächlich Sparverträge abzuschliessen hatten. Die Sparer verpflichteten sich, die Aussteuer bei Brunner zu kaufen. Als Gegenleistung erhielten sie vorteilhafte Konditionen. Es gingen Millionenbeträge ein, und künftige Verkäufe waren gesichert. Die Firma expandierte, Filialen in Zürich und Frauenfeld und Manufakturen im oberen Amtshaus für Bettwaren und Vorhänge entstanden. Brunner kaufte das Casino für 48 000 Franken als Kantine und Ausbildungszentrum mit der Zusicherung, die Zunft habe immer Gastrecht, ja er investiere Beträchtliches, um der Zunft ein erfreuliches Umfeld zu schaffen. Dies Versprechen löste er weitgehend ein. Der Besitzerwechsel hat der Zunft anfangs Vorteile gebracht hat. Sie hatte sich nicht mehr mit den das Casino betreffenden Problemen herumzuschlagen und Brunner, selber engagierter Zunftherr, zeigte sich immer grosszügig. Die Vorsparverträge Hessen sich so gut verkaufen, weil mit ihnen noch keine Verpflichtungen fällig wurden und sich viele Vorteile anführen liessen. Doch brachten sie vielfach Kummer und Elend. Wenn ein Mädchen gar keine Aussteuer brauchte oder sie an einem andern Ort kaufen wollte, erwies sich ihr erspartes und anderweitig dringend benötigtes Geld blockiert. Solchen Missständen abzuhelfen wurden Gesetze erlassen. Brunners Möbelhaus lebte so weitgehend von den Vorsparverträgen, dass ihm die neuen Gesetze die Grundlagen entzogen. Es ging mit der Brunner AG rapid "absi". Im Strudel des Konkurses versank das Casino und mit ihm die mündliche Zusicherung des Gastrechtes. Die Zunft wählte am 14. April die Rheinperle als neues Zunftlokal. Bei Christian und Selma Albin war sie wohl gehalten, aber eine bleibende Stätte fand sie auch dort nicht.

Heute ist die Zunft leider nicht mehr im Besitz eines eigenen Zunfthauses. Als Zunftlokal diente uns bis zum Hauptbot 2017 das Gasthaus zur Krone wo wir bei unserem ehemaligen Mitzünfter und Zunftwirt Franz Oberholzer und seiner Gattin zu Gast waren. Am 600.sten Bot 2018 wurde das Restaurant Schupfen ohne Diskussion und mit grossem Applaus zu unserem neuen Zunftlokal gewählt.

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