Jubiläumsansprache 575 Jahre Zunft
Zum Grimmen Löwen
Die Festansprache verfasste Zunftmeister Hans Frei in Versform. Und dies über viele Strophen! Auf fröhliche, witzige Art berichtete er über das Zunftleben im Besondern und über das, was uns allgemein bewegt Die Rede beginnt mit Fanfarenklängen.
Nun lasst erschallen die Fanfare für fünfhundertfünfundsiebzig Jahre
der Zunft zum Grimmen Leuen Fürwahr, ein Grund um sich zu freuen!
Es wird sich deshalb auch wohl schicken in die Geschicht zurückzublicken
um aus diesen vielen Jahren das und dieses zu erfahren.
Drum bringe ich, so gut das geht Reminiszenzen aufs Tapet
die getreu und schnörkelvoll verzeichnet sind im Protokoll
soweit, dass, was man einsten schrieb nun überhaupt am Leben blieb
und nicht gar einer Wasserflut zollen musste den Tribut.
Doch zu noch grösseren Ärgernissen führt' all' das, was wegeschmissen!
Nun, was soll's, noch nicht vergessen sind Diessenhofen`s Truchsessen
Vor allem dieser Molli Hans blieb haften im Gedächtnis ganz
denn vierzehnhundertachzehn hat er die Herren-Stuben satt.
Das war die alte Zunft von Adel mit Freiherrn ohne Fehl' und Tadel
auch Burger aus dem Ritterstand und was sich sonst zusammenfand.
Man trank und plauderte in Minne im Trinkgemach, dem Haus zur Zinne.
Doch nach und nach war der Betrieb so gross, dass kaum der Platz mehr blieb
für alle ehrlichen Genossen und dar ob war man sehr verdrossen.
Worauf der Truchsess Molli dann sich eine neue Zunft ersann:
Die ehrliche Gesellschaft zum Grimmen Löwen hiess sie nun.
Fortan versammelten die Neuen sich in der Trinkstube zum Leuen
an der Ratgasse gelegen und taten dort der Müsse pflegen.
Nun fragt man sich, wieso denn kamen die Grimmen Leuen zu dem Namen?
Wohl deshalb weil der Molli Hans bestach durch rüde Arroganz
durch Streitsucht, auch durch wildes Wesen er machte nicht viel Federlesen
liess seine Fäuste öfters fliegen warf Stubenknechte von den Stiegen
hat den Brückenwart verhauen kam öfters heim beim Morgengrauen.
Mit grimmer Miene offenbar er häufig anzutreffen war
und auf diese Weise kamen die Grimmen Löwen zu dem Namen.
Auch hab' es nicht, so wird erzählt der alten Zunft an Platz gefehlt
nein, vielmehr also seien des Molli Hansen Zänkereien
und sein unbeherrschtes Wesen der Trennung wahrer Grund gewesen.
Der Zweck der Zunft und deren Sinn war Geselligkeit schlechthin
Vereine kannte man noch nicht wohl darum war man auch erpicht
nach des Tages Last und Müh zu wechseln halt die Scenerie
und noch in's Zunftlokal zu eilen um da noch etwas zu verweilen
llwo man dann mit den Kollegen gemütlich könnt der Ruhe pflegen.
Es war auch keineswegs verpönt wenn dem Zunftwein ward gefrönt.
Doch manchmal, nach so zwei drei Schlegel stieg halt nach und nach der Pegel
worauf bisweilen offenbar das Gmüetlichsein zu Ende war.
Oft führte eine banal' Getändel zu einem ausgewachsnem Händel.
So beschimpft der Fröhlich Ambrosi im besten Slang der Zoologie
einst den Benker Leodegar der ebenfalls besoffen war Es kam zu Streit
und auch zu Hieben bis die beiden liegen blieben.
Doch seien sie, obwohl benommen dennoch gut nach Haus' gekommen
zwar etwas wacklig und lädiert und im Gesicht leicht koloriert
und wie hätt`s anders sein auch sollen ihre Nasen angeschwollen
die Augen prächtig veilchenblau doch wurden sie von ihrer Frau
akkurat und dezidiert trotzdem identifiziert
Doch am Schlusse der Geschicht verschweige ich nun eines nicht:
Dass der Benker Leodegar ein hochehrwürd'ger Pfarrer war.
Ich sage Euch, von solch' Geschichten kann man jetzt nicht mehr berichten.
Denn heute sind wir kultiviert und also wird der Streit kaschiert
will man doch sein recht renommiert und statt man einem eine schmiert
man nur versteckt nach Rache giert ….
Des Zunfmeister‘s Jubiläumsansprache setzt sich noch weiter fort. Vielleicht finden wir einen kompletten Auszug im Buch zur Geschichte der Zunft und der Stadt Diessenhofen, welches unser Zunftschreiber Hermann Sieber auf das baldige 600 Jahr Jubiläum der Zunft in Angriff genommen hat.