Wappenscheiben
Es ist dies daraus zu schliessen, dass nach der Überlieferung der Gesellschaftssaal, des nach dem Brande von 1610 neuerbauten Zunfthauses, Fenster mit bunten Glasmalereien erhalten habe. Vom Jahre 1816 wird dann gemeldet, dass damals im Gesellschaftszimmer alte Fenster durch neue ersetzt worden seien, weshalb die in ersterem befindlichen Glasmalereien entfernt wurden. Es waren, so schreibt Johannes Brunner in seinen "Erinnerungen" noch 15 Stück vorhanden, welche am 5. Januar 1817 für 60 Gulden nach Basel verkauft worden seien. Von den 1610 in dem nach dem Brande neuerbauten Gesellschaftshaus befindlichen Scheiben sind offenbar doch nicht alle verkauft worden. Deren zwei sind heute noch vorhanden. Sie zierten früher den Casinosaal, wurden dann aber vor einigen Jahren beim Verkauf des Zunfthauses in zwei Fenster an der Nordwand des Rathaussaales eingelassen. Da die Glasmalereien in der Zwischenzeit sehr wertvoll geworden sind, sind sie heute zusammen mit den anderen Zunftschätzen in einem Safe eingelagert.
Die erste Wappenscheibe, von Glasmaler Werner Kübler (1582–1621) tätig in Schaffhausen, ist vom Jahr 1614 und zeigt uns die damaligen Vierer der Gesellschaft in Helm und Harnisch, Albrecht Bachmann, Mathias Müller, Erhard Brunner und Hans Meier mit ihren Geschlechtswappen, in stolzer Haltung dastehend, oben Wilhelm Tell mit seinem Knaben, im Begriff den Schuss auf den Apfel zu unternehmen.
Die zweite, von Glasmaler Hans Conrad Stör tätig in Schaffhausen, datiert vom Jahre 1627, stammt aus der Zeit der Pest, welche damals auch Diessenhofen heimsuchte und mehrere hundert Einwohner dahinraffte. Sie stellt das alte Gesellschaftszimmer dar: um eine grosse Tafel herum, die Mitglieder der Zunft, deren Namen und Wappen das Gemälde umrahmen. Vor ihnen Teller mit Speisen, Weinkrügen und Humpen, welchen sie tüchtig zusprechen, willens, ihr Leben noch zu geniessen, während der schwarze Tod täglich seine Opfer forderte. Auch sollen diese "Helden", so will der Berichterstatter von 1860 wissen, alle von der Seuche verschont geblieben sein und zum Andenken dieses Gemälde haben verfertigen lassen.
Quelle: Zunftanthologie Urs Roesch