Markus Hausammann NR und Präsid. TG BV
Impressionen > 2018
Der Zunftmeister begrüsst zum ersten Anlass in unserer neuen Zunftstube und freut sich, dass 30 Zünfter und Gäste heute bei uns sind. Besonders heisst er auch unsere „neuen“ Zunftgäste, Dino Giuliani und Urs Wenger willkommen (Ingbert Sienel musste sich entschuldigen). Als Gäste sind Thomas Fischer (Direktor EKS Schaffhausen) und Franz Ulmann bei uns. Und dann natürlich unser heutiger Referent. Nach einer kurzen Einführung durch den Zunftmeister stellt Urban Dörig Markus Hausammann vor. Sie beide sind im Vorstand des Verbandes Thurgauer Landwirtschaft. Markus Hausammann sei trotz seiner vielen, anspruchsvollen Aufgaben ein Bauer geblieben. Mit Hingabe an die Sache, offen, sachlich und auch bereit für unangenehme Aufgaben. Markus Hausammann führt in Langrickenbach einen Landwirtschaftsbetrieb mit rund 20 ha Land und 45 Milchkühen.
Die Schweizer Bevölkerung gibt nur noch 6,3 % ihre Ø Hausalteinkommens für Nahrung (inkl. alkoholfreie Getränke aus, während das tiefste EU Land (England) 14,3 % und Rumänien gar 33.9 % dafür braucht (siehe nachst. Folie). Rund 1/3 der Staatsausgaben gehen in die soziale Wohlfahrt, für Landwirtschaft und Ernährung sind es rund 6 %, für die Landesverteidigung ca. 8 %!
Die Anzahl der Bauernbetrieb sinkt zur Zeit jedes Jahr mit 1.8 %, wobei jene mit über 25 ha wachsen, jene unter 5 ha etwa stabil bleiben, weil es da Spezialkulturen gibt und Hobby-Bauern, welche ihre Landwirtschaft mit einem Berufseinkommen finanzieren. Die Strategie des Bundesrates sieht im Moment 3 Varianten vor:
1) vollständige Marktöffnung
2) teilweise Marktöffnung
3) Öffnung gegenüber den Mercosur-Staaten. Favorit ist die Variante 2, welche allerdings auch einen Abbau der Stützung der Landwirtschaft von bis zu 1.3 Mia. Franken vorsieht.
Die parlamentarische Gruppe Land- und Forstwirtschaft bereitet detailliertere Strategien vor, welche u. a. den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, betriebseigenen Futtermitteln, etc. aufgrund seriöser Berechnungen in qualitativer/ökologischer, wie auch in quantitativer (Kosten/Nutzen) Hinsicht beinhaltet. Neue Hindernisse be- und entstehen im Rahmen der Raumplanung, bei der neben den bestehenden Schutzflächen neu auch die sog. Vernetzungsgebiete und Gewässerräume für die Landwirtschaft wegzufallen drohen.
Fazit: Bauern sind Unternehmer! Sie wollen ihre Existenz mit einer nachhaltigen Produktion, einer notwendigen Abgeltung für ihre gemeinwirtschaftlichen Leistungen und für den Schutz von Ressourcen und Natur erhalten.
Diskussion: Soll/müsste nicht die Unterstützung der Berggebiete reduziert werden? Antwort: Art. 104 der BV verlangt eine dezentrale Besiedlung. Daneben profitieren von dieser Unterstützung auch viele andere Kreise, wie Tourismus, Baugewerbe, Landtechnik, etc. Die Bauernorganisationen diskutieren eher eine Trennung von Berg- und übrigen Regionen. Die Landwirtschaft aus rein ökonomischer Sicht. Bedeutende Organisationen wie Economie Suisse, Avenir Suisse, aber auch einzelne Mitglieder des BR betrachten die Landwirtschaft zu sehr aus rein wirtschaftlicher Sicht.
Antwort: Die unterschiedlichen Wirtschaftszweige kämpfen alle primär für ihre eigenen Interessen und es gilt immer wieder ein Geben und Nehmen in den parlamentarischen Kämpfen. Und dann fällt noch der Hinweis, dass die Natur eigentlich auch eine nachhaltige Solaranlage sei, indem die Pflanzen gewaltige Mengen an CO2 aufnehmen und umwandeln.
Der interessante Abend mit einem hochkompetenten Referenten klingt in angeregt-fröhlicher Stimmung bei Speis- und Trank in der Rhystube aus.
Der Zunftschreiber Hermann Sieber